Höre auf deinen Körper – die Kunst der Hingabe

„Hingabe ist keine Schwäche. Hingabe ist eine große Stärke“, sagte der spirituelle Autor Eckhart Tolle einmal. Im ersten Moment klingt das merkwürdig – wir sollen uns all unseren Lastern hingeben und uns jenseits der Disziplin in ungesundes Essen, zu viel Alkohol oder gar berauschende Mittel stürzen?
Nein, so einfach ist es nicht. Es ist eine hilfreiche Überlegung, sich zu fragen: Wann spricht mein Körper zu mir? Welches Verlangen äußert er? Wenn wir stundenlang am Schreibtisch sitzen und das Gefühl verspüren, einfach alles liegenzulassen und loszurennen – genau, dann sollten wir uns dem Verlangen hingeben, eine Pause nehmen und um den Häuserblock joggen. Wenn wir abends eine wichtige Verabredung haben und die gemütliche Couch wie eine wunderbare Verheißung lockt, und wir uns einfach niederlegen und schlafen wollen – dann sollten wir es tun.
Nein, man darf sich nicht allen Versuchungen hingeben, die Formel ist ganz einfach: Es ist alles erlaubt, was gut für Körper und Seele ist. Häufig erzwingen wir Dinge durch unser „Verkopftsein“ und lassen uns von unserer Kopfstimme Befehle und Folteranweisungen geben – und führen sie auch noch durch.
Unser Körper zeigt uns ganz genau, was er kann und was nicht. Wir müssen auf ihn achten und in zehrenden Extremsituationen all unsere Aufmerksamkeit auf ihn richten. Ist er müde? Wird er krank? Hat er nicht genug Bewegung? Das hilft gegen die keifende Kopfstimme, die uns scheinbar unlösbare, lebensbedrohliche Probleme vorgaukelt. Wir müssen nur achtsam sein und uns dies regelmäßig bewusst machen.
Andrea Bruchwitz