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Wir müssen im Berufsalltag divergent denken: Ein Appell an die Kreativität


Warum ist es wichtig, dass wir im Berufsalltag kreativ denken? Dazu ist es zunächst wichtig, zwischen konvergentem und divergentem Denken zu unterscheiden. Um eine komplexe Rechenaufgabe zu bewältigen, ist konvergentes Denken nötig. Dies bezeichnet das Abrufen logischer und bereits gespeicherter Informationen.

Kreativität fällt in den Bereich des divergenten Denkens, das die Erschaffung völlig neuer Gedankengänge bezeichnet. Dabei geht es nicht um die allseits bekannten Denkaufgaben, die das Gehirn herausfordern, sondern um kreatives Denken auf neuen Ebenen, die man vorher noch nicht erfassen konnte. Die dabei entstehenden Reize hinterlassen nach dem schöpferischen Akt ein überaus befriedigendes Gefühl, auch wenn nicht immer messbare Ergebnisse erzielt werden. Es geht darum, zu neuen Horizonten vorzudringen und andersartige Denkwege zu kreieren.

Leider wird kreatives Denken in vielen Berufen nicht gefördert, eher im Gegenteil: Durch fest eingefahrene Routinen werden die täglichen Abläufe automatisch abgespult. Wie sollen den Mitarbeitern in dieser Umgebung noch Impulse für neue Ideen kommen? Menschen müssen sich im Berufsalltag entfalten können - sie fühlen sich sonst schnell unterfordert, was letztlich zur inneren Kündigung oder zur tatsächlichen Abwanderung führt. Kreativität muss in den Berufsalltag integriert werden. Es gibt Kreativseminare und Workshops, um diese Techniken zu lernen. Ein Beispiel dafür ist die Übung „Brainwriting“, die dem bekannten „Brainstorming“ sehr ähnlich ist. Der Unterschied besteht darin, dass die Ideen schriftlich fixiert und nicht laut ausgesprochen werden. Die Ideen-Notizen wandern in der Runde herum und werden jeweils vom Nachbarn ergänzt. Nachdem fünf Personen die aufgeschriebenen Ideen ergänzt haben, werden die Notizen eingesammelt, gemischt und wieder verteilt. Dann beginnt der Auswahlprozess: Jeder Teilnehmer kürt die seiner Meinung nach besten Ideen und erklärt, warum jene dem Unternehmen von Nutzen wären. „Brainwriting“ ist ein sehr effektiver Prozess, der in kurzer Zeit eine Fülle an neuen Ideen erbringt.

Ähnlich verhält es sich mit der Reizwortanalyse: Diese Kreativtechnik basiert darauf, eine vorliegende Fragestellung aufgrund eines zufällig ausgewählten Wortes neu zu betrachten. Das Arbeitsteam versucht also, neuartige Ideen zu generieren. Beispiel: Das Marketingteam fragt sich, wie ein neuer Online-Banner die Aufmerksamkeit des Kunden auf sich ziehen soll. Das Reizwort, welches zufällig aus dem Lexikon oder einer Reizwortliste ausgewählt wurde, ist „Wolle“. Das Team erarbeitet folgende Idee: Die Werbung schlängelt sich über die Seite wie aufgeribbeltes Wollknäuel - oder eine Katze spielt mit dem Banner, zieht an ihm und stößt ihn wieder weg. Durch Reizworte gelangt man zu Ideen, die vorher schier unmöglich waren. Man denkt divergent.

Die semantische Intuition eignet sich ideal, um neue Produktideen in einem bestimmten Bereich zu entwickeln. Normalerweise kommt zuerst die Produktidee, dann folgt die Benennung des Produktes oder der Marke. Bei der semantischen Intuition ist es umgekehrt: Zuerst wird ein Kunstwort aus zwei zusammengesetzten Hauptwörtern erfunden, die beide der jeweiligen Branche zugeordnet sind, und dann wird das Produkt dazu entwickelt. In Kreativseminaren lernt man weitere wertvolle Techniken, um die persönliche Kreativität zu mobilisieren. Beide Parteien profitieren davon: Die Angestellten sind ausgelasteter und zufriedener, das Unternehmen wird deutlich innovativer. Neue Sichtweisen und Gedankenanstöße sind essential für das Wachstum einer Firma.

Der Mensch nutzt nur etwa zehn Prozent seines Gehirns, um den Alltag zu bewältigen - es wird Zeit, dies durch divergentes Denken zu verändern.

Jiri Scherer und Chris Brügger sind

Inhaber der Denkmotor GmbH.

Sie haben langjährige Erfahrung

als Innovationsberater und Kreativitätstrainer

und sind Autoren verschiedener Bücher

und Artikel rund um die Themen Innovation,

Kreativität und Simplicity.

Protokoll: Andrea Bruchwitz

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