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Stress und Anspannung loslassen: Der 100-Jahre-Trick


Es gibt immer etwas, das zwischen uns und dem großen Glück steht. Selbst wenn es uns seelisch und körperlich wirklich gut geht, fehlt noch der kleine, letzte Funke zum wahrhaftigen Glück. Plötzlich verursacht dieser kleine letzte Funke einen Waldbrand, und wir sitzen wieder mittendrin in quälenden Sorgen, Unruhe und beißender Anspannung. Die Folge: Wir steigern uns in Gedanken hinein und stellen Dinge in Frage. Das kann in geringer Dosis zu Wachstum und innerer Stärke führen - oder bei einer Überdosis zum Nervenzusammenbruch.

Wir müssen gelegentlich loslassen: die hohen Ansprüche an uns selbst und unsere Umwelt fallen lassen und Achtsamkeit praktizieren, den Moment anschauen und denken: „Aha, das ist mein Leben. Interessant.“

Es gibt einen einfachen Trick, um in schwierigen Phasen voller Stress und Rastlosigkeit wirklich loszulassen. Die Formel: Man sage sich das heutige Datum in 100 Jahren laut vor. Welche Bedeutung hat dann der verpasste Termin, der im Büro für ein Dilemma sorgte? Keine. Und der nervige Streit um das unordentliche Schlafzimmer, der zu wildem Geschrei und ernstem Beziehungsstress führt? Keine. Und die eigene Unzufriedenheit, die innere Stimme mit dem Vorwurf, man müsse etwas anders machen? Sie existiert nicht mehr.

Das einzige, was im Oktober 2116 möglicherweise noch existiert, sind Erinnerungen an schöne Dinge: ein verstaubtes Hochzeitsfoto, ein altes, selbstgemaltes Gemälde oder das Eingangstor zum eigenen Garten, an dem sich das Enkelkind oder ein fremder Hausbesitzer vielleicht erfreut. Kurzum: Alles, was mit Liebe erschaffen wurde, bleibt. Liebe bleibt. Die anderen Dinge, all die Sorgen, Nöte, Quengeleien und inneren Anstellereien, werden dann weder materiell noch in Gedankenform vorhanden sein. Es ist so, als hätten sie niemals existiert.

Dieser Gedanke kann entweder Angst machen (denn der Oktober 2116 wird kommen, wenn keine unvorhersehbare Katastrophe eintrifft) oder uns beflügeln: Wir können ihn benutzen, um freier zu atmen. Wir können uns einmal richtig ausstrecken und erkennen, dass die kleinen, selbstgemachten Katastrophen vor allem eines sind: vollkommen egal.

Andrea Bruchwitz

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